Wir
verabschieden uns von unserem Freund, unserem
Bandleader, unserem Kollegen Bernardo Ball
Jochen
Bohlmann, Carsten Buss, Willi Eickhoff, Jürgen
Fray, Helmut Frank, Klaus Fricke, Gerold, Till
Gottschalch, Klaus Gräber, Thomas Heitkamp,
Josef Hess, Peter Henken, Michael Hocke, Joey-Anne,
Armin Kölbli , Harald Konietzko, Richard
Kähler, Wolfgang Litter, Uschi Lüer,
Peter McCallum, George Meier, Frank Mille, George
B. Miller, Alessandro Musarra, Siegfried Pisalla,
Dieter Roes, Heike Roes, Jürgen Roes, Reinhard
Schiemann, Kai Stellmann, Silvia Stellmann, Robert
Wood Bandgeschichten
WIE DER WIND SO FREI - DAS BESTE
VON WOLFSMOND
Lu
Lafayette - Gedächtniskonzert am 6. Dezember 2003 in
Hahnenknoop
(Lu Lafayette
im Alter von 50 Jahren gestorben - Kreativer
Rockpoet lebte nur noch
zurückgezogen) Bremerhaven/Bremen/Achim Lu Lafayette
(Jochen Peters) ist tot. Der jahrzehntelang in
Bremen und Bremerhaven und mit Bremer und
Bremerhavener Künstlern wirkende Musiker starb
am 11. April in Achim im Alter von 50
Jahren. Seine Band
Wolfsmond war Stammgast in der Seestadt und Bremen
und erlangte bundesweite Erfolge. Viele der
Wolfsmond Hits wie "Für mich ist es Rock n'
Roll" oder "Wie der Wind so frei" stehen noch heute
in den Playlists der Radiostationen. "Ich steh'
auf'm Bahnhof vor'm Zeitschriftenstand, Vier Zeilen
aus dem Lied "Beinah ein Hauch von Einsamkeit" des
Bremer Rockpoeten Lu Lafayette (Jochen Peters), der
in den 70er und 80er Jahren in Bremen und
Bremerhaven viele Akzente setzte. Jede Zeile
ein Viertel seines Lebens, das der talentierte
Musiker zuletzt nur noch vereinsamt in seinen
eigenen, oder den "fremden" vier Wänden seiner
Mutter verbrachte. Wie ein roter
Faden ziehen sich Schicksale anderer großer
Künstler wie Jim Morrison oder Beach Boy Brian
Wilson durch seine musikalische Laufbahn. Meist
introvertiert, verunsichert und einsam in der
Menge, fehlte Lu Lafayette sich nur auf Bühnen
und in Studios zuhause, wo er all seine Kraft und
Liebe in seine Lieder packte und seine Seele
für jeden offenbarte, der bereit war, ein paar
Schritte mit ihm auf seinem Weg zu gehen, auf dem
ihm ein paar wenige Male das "kleine Glück"
begegnete. Dazu
gehört sicherlich, dass 1977 das erste Album
(Lu Lafayette Wolfsmond) von Frank Mille produziert
wird und sofort eine Plattenfirma findet. Eine
Scheibe über Liebe, Reisen, Freiheit, die
alten Rock-Archetypen des Fremden und des Einsamen
(Wolfs). Das Fernsehen
entdeckt Wolfsmond, Ilja Richter lädt ein zur
Disco mit "Das hat Spaß gemacht",
natürlich dem "kommerziellsten" Mitsinger auf
der LP. Aber hört auch jemand die Tiefen der
Sehnsüchte des Künstlers außer den
Musikern in seiner eigenen Band und den Freunden,
die glauben, ihn zu kennen? Vielleicht
die deutsche Bundesfilmpreisträgerin Uschi
Reich, die Wolfsmond einlädt, in ihrem zweiten
Spielfilm "Keiner kann was dafür", einer
Geschichte über das Problem der
Jugendarbeitslosigkeit, mitzuwirken und die Musik
zu liefern. Der Streifen bekommt aber nicht die
"ausgezeichnete" Bewertung wie das Erstlingswerk
und wird nur zweimal im ZDF gesendet. Der erhoffte,
durchschlagende Erfolg bleibt also aus, nicht aber
ein zweiter Vertrag. "Radio Rock n' Roll"
fällt spürbar rockiger aus als das
Debütalbum, und wie schon auf dem
Vorgänger steuert der gebürtige
Bremerhavener Herzblutmusiker George Meier seine
unvergleichlichen Gitarreneinwürfe und Soli
bei. Es ist dann auch George, der bis Ende 1982 als
einziges Mitglied der Band dabei bleibt. Beide
Individualisten ergänzen sich hervorragend,
der eine fühlt was der andere denkt, Ton
für Ton, Zeile für Zeile, Beat für
Beat. Die folgenden
drei Alben werden in immer wechselnden Besetzungen
eingespielt, und es wird immer deutlicher, dass
Wolfsmond eigentlich nur zwei Musiker nötig
hat, Lu und George. Diese
Freundschaft überdauert auch Lu's Soloscheiben
"Auf der Reise" und "Ich vermiss dich", die er mit
Studiomusikern aufnimmt, und die sich wochenlang
unter den Top 20 der deutschen Radiocharts tummeln.
Das war vorher nur der Meier/Miller Nummer
"Für mich ist es Rock n' Roll" im typischen
Wolfsmond-Gewand gelungen. Aber es
bleibt bei den Radio Hitlisten der Sender vom hohen
Norden bis zum "Weißwurstäquator", und
das reicht einer Plattenfirma bei
durchschnittlichen Verkaufszahlen nicht, um an
einem Künstler festzuhalten. Das Kapitel
Wolfsmond ist erst einmal beendet, und Lu geht mit
seiner großen Liebe Joey Ann, die er in einer
Bremerhavener Musikkneipe kennen und lieben gelernt
hat, für sechs Monate nach Hawaii. Nach seiner
Rückkehr ist er wieder allein. Joey Ann, die
Lu inzwischen geheiratet hat, ist auf Hawaii
geblieben, und er selbst deckt sich mit Arbeit ein.
Dreieinhalb Jahre spielt er u.a. als Gitarrist und
Keyboarder bei den Emsland Hillbillies. Für
ein neues Album reicht das Material noch nicht,
aber für ein von ihm arrangiertes Solowerk mit
Coverversionen von Chuck Berry, den Rolling Stones
und anderen Rock n¥ Roll Helden stehen mit
einem Mal Sponsoren und Gönner seiner Talente
vor der Tür. Es sieht so aus als würde
alles gut, ja besser werden. Wolfsmond wird
reanimiert, leider bleibt es bei vereinzelten
Live-Auftritten. 1991 kommt die CD "Auf
heißer Spur" mit Bassist Helmut Hattler
(Kraan) auf den Markt, wo sie aber auch
bleibt. Lu wendet
sich anderen Ufern zu. Von 1988 bis 90 agiert er
als musikalischer Leiter des Berliner Musicals
"Linie 1ì am Bremerhavener Stadttheater.
Doch immer
wieder zieht es ihn in" s Studio, um seine schier
endlose Liste von Kompositionen auf einen
Tonträger zu bekommen, aber das Thema
Wolfsmond ist längst abgehakt. Für die
vielen Fans der Band ist es zu einer
unbegreiflichen Tatsache geworden. Es sind "nur"
noch Projekte, die hoffnungsvoll von Freunden
finanziert werden, wie beispielsweise "No oil no
dust", das er mit Musikern der Hardrockband
"Victory" aus Hannover einspielt. Doch danach
zieht sich Lu immer mehr in ein einsames
Privatleben zurück. Er geht kaum noch vor die
Tür, und nur "Bruder" George Meier hat
uneingeschränkten Zutritt zu seiner
Eremitenhütte im Hochhaus am
Freigebiet. Immer mehr
werden die Tage zu Nächten, immer länger
werden die Schatten seiner Einsamkeit, immer
seltener wird sein geheimnisvolles Lächeln.
Für sieben Konzerte schaffen es die Hagen
Allstars, ihn im wahrsten Sinne des Wortes auf die
Bühne zu schleifen, aber dann ist
endgültig Schluss mit musikalischer
Offenbarung. Ein letztes
Mal führt den, mit dem deutschen Musikpreis
von der Phono Akademie ausgezeichneten Rockpoeten
der Weg nach Achim, wo er fortan bei seiner Mutter
lebt. Seine einzige
Verbindung zur Außenwelt ist das Telefon, ist
der "Draht" zu seinem Freund und musikalischem
Mitstreiter Meier in Hagen. Kurios, aber
passend zu der mystischen Welt, die Lude Lafayette
um sich aufgezogen hatte, dass der Fernseher, den
er seinem Freund Robert Wood (Bremen) geschenkt
hatte, um 1:45 Uhr in der Nacht seines Todes das
letzte Bild sendete. GEORGE B.
MILLER 16.04.03 |